Resolutionen verabschiedet:

Veröffentlicht am: 21.10.2025
Landkreis und Kommunen setzen sich für
veränderte Wasserbewirtschaftung des Edersees ein>>

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Gemeinsam mit der Stadt Waldeck, der Gemeinde Edertal, der Stadt Bad Wildungen und
der Gemeinde Vöhl setzt sich der Landkreis Waldeck-Frankenberg für eine Weiterentwicklung
der Wasserbewirtschaftung des Edersees ein. Entsprechende Resolutionen mit gleichlautenden
Botschaften wurden dazu kürzlich in den kommunalen Parlamenten verabschiedet.
Das Ziel: Eine Steuerung des Wasserstandes, die sowohl den Erfordernissen der
Weser-Schifffahrt, als auch dem Naturschutz und Tourismus am Edersee Rechnung trägt.
Wasserstand so niedrig wie selten
Ein vertrocknetes Seebett, leere Stege und die aufgetauchten Ruinen des Edersee-Atlantis:
Das Bild ist jeden Sommer ein ähnliches – mal früher, mal später. In diesem Jahr ist der
Wasserstand aber so extrem niedrig wie selten. Das hat die Kommunalpolitik in Waldeck-
Frankenberg nochmals zum Anlass genommen, die Verantwortlichen bei Land und Bund
ein weiteres Mal dazu aufzufordern, das Konzept zur Steuerung des Wasserstands anzupassen.
In ihrer Resolution plädieren Sie für gleichwertige Lebensverhältnisse, eine ausgewogene
Interessenabwägung und eine präzisere und klimaabhängige Steuerungstechnik
unter Berücksichtigung von Lebensqualität, Ökologie und Naturschutz.
Forderung nach einem dauerhaft angemessenen Wasserstand in der Talsperre
„Jedes Jahr im Sommer sehen wir einen leeren Edersee. Das ist ein Problem – nicht nur für
den Tourismus und die Gastronomie am See, sondern auch für Ökologie, Naturschutz und
unsere regionale Wirtschaft“, betont Landrat Jürgen van der Horst. „Wir fordern daher
Land und Bund dazu auf, eine ausgewogene Interessenabwägung vorzunehmen, um einen
dauerhaft angemessenen Wasserstand in der Talsperre zu gewährleisten – als Basis für
Grundversorgung, Wohnen und Arbeiten in der Region“, erläutert der Erste Kreisbeigeordnete
des Landkreises Karl-Friedrich Frese weiter. Aus diesem Grund habe auch der Kreistag
des Landkreises nicht nur einer entsprechenden Resolution des Kreisausschusses, sondern
auch einem thematisch passenden Resolutionsantrag von den Fraktionen von FDP, Freien
Wählern und Bündnis90/DIE GRÜNEN zugestimmt.
Veraltete Betriebsvorschriften
Damit wollen die Kommunen gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen, Chancen für die
Entwicklung der Region eröffnen und eine ausgewogene Interessenabwägung erreichen.
„Die Betriebsvorschrift für die Edertalsperre ist veraltet und bevorzugt einseitig die Interessen
der Schifffahrt auf der Oberweser. Zwischenzeitlich gefundene Kompromisslinien bei
der Bewirtschaftung sind sogar wieder zuungunsten des Edersees aufgegeben worden“,
moniert der Bürgermeister der Nationalparkstadt Waldeck Nicolas Havel. Auch die Kommunen
entlang der Weser könnten von den Forderungen profitieren – möglicherweise
greifen sie diese in ihren eigenen Resolutionen auf.
Erweiterung des Wintersparbetriebs
„Wir brauchen eine Steuerung des Wasserstands, die Wetter- und Klimadaten mit einbezieht
und keine ereignisorientierte, sondern langfristig gesteuerte Wasserabgabe“, ergänzt
der Bürgermeister der Nationalparkgemeinde Edertal Frederik Westmeier. Weiterhin
müsse der Wintersparbetrieb – also eine gedrosselte Wasserabgabe von November bis
Februar – um den Monat März erweitert werden, um sicherzustellen, dass die Talsperre
jährlich Ende Mai vollständig gefüllt sei.
Anpassung des Hochwasserschutzvolumens
„Gemeinsam gilt es Lösungen zu finden, von denen alle profitieren“, führt der Bürgermeister
der Nationalparkgemeinde Vöhl Karsten Kalhöfer weiter aus. „Das frühere Triggerlinienmodell
war ein gutes Beispiel dafür, wie Interessen in Einklang gebracht werden können.
Je länger das Wasser im Edersee bleibt, desto länger kann auch die Weser versorgt
werden. Die situative Anpassung des Hochwasserschutzvolumens ist ein weiteres Thema.
Genau solche Ansätze sollten wir weiterentwickeln, nicht aufgeben.“ Der Edersee dient
dem Hochwasserschutz, um – bei stark anhaltendem Niederschlag oder Tauwetter – als
Rückhalteraum zu fungieren. Hier fordert die gemeinsame Resolution von Landkreis und
Kommunen eine Anpassung des Hochwasserschutzvolumens von 10 Millionen Kubikmeter
auf fünf Millionen. Damit könnte man den klimatischen Veränderungen begegnen und den
Hochwasserschutz situativ daran anpassen.

Verschlechterung der Fauna und Flora an Uferbereichen
Nicht zuletzt bietet der Edersee als Ökosystem auch zahlreichen Tieren und Pflanzen einen
Lebensraum. „Eine schnelle und starke Wasserabgabe aus der Edertalsperre dient zwar
dem Schutz der Wasser-Lebensräume an der unteren Eder und Oberweser, führt aber zu
einer Verschlechterung von Fauna und Flora in den Uferbereichen des Edersees“, führt der
Erste Stadtrat der Stadt Bad Wildungen Hartmut Otto weiter aus. „Wir brauchen hier eine
Berücksichtigung des Nationalparks Kellerwald-Edersee, der Natura-2000-Gebiete und der
EU-Wasserrahmenrichtlinie.“
Gemeinsam setzen sich die Vertreter von Landkreis, Städten und Gemeinden daher dafür
ein, dass ein Umdenken stattfindet – hin zu einer zeitgemäßeren Bewirtschaftung der Talsperre
des Edersees und einer gleichermaßen Berücksichtigung der verschiedenen Interessen.
     Hintergrund:
     Die Edertalsperre wurde 1914 in Betrieb genommen, diente seitdem dem Hochwasserschutz
     und sichert bis heute die Wasserversorgung der Oberweser. Mit fast 200 Millionen
     Kubikmeter Fassungsvermögen ist der Edersee der drittgrößte Stausee Deutschlands. Die
     Bewirtschaftung der Edertalsperre ist seit Jahrzehnten Gegenstand öffentlicher
     Erörterungen. Dabei geht es immer wieder um den Interessenausgleich zwischen dem für
     die Schifffahrt auf der Oberweser bedeutsamen möglichst ganzjährig sicherzustellenden
     Wasserstand und den Belangen von Tourismus, Gastronomie, Wirtschaft, Ökologie und Naturschutz
     am Edersee.

2025_10_20 Landkreis und Kommunen setzen sich für veränderte Wasserbewirtschaftung des Edersees ein
Bildunterschrift: Gemeinsam haben der Landkreis und die Städte Waldeck und Bad Wildungen
sowie die Gemeinden Edertal und Vöhl gleichlautende Resolutionen für eine Weiterentwicklung
der Wasserbewirtschaftung des Edersees beschlossen und an Vertreter von Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt übergeben. Beim Termin waren auch Vertreter aus Politik, Tourismus, des Landes
Hessen und des Regierungspräsidiums Kassel. (Foto: Landkreis Waldeck-Frankenberg)